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Open Data nimmt Fahrt auf: Unsere Eindrücke von der Smart Country Convention

Wenn sich Expert:innen und Aussteller:innen aus der Verwaltungsmodernisierung und -digitalisierung zusammenfinden, kommt man am Thema Open Data nicht vorbei - als Grundlage für Smart City & KI-Anwendungen und zur Stärkung von Transparenz und demokratischen Strukuren. Wir waren auf der SCCON und berichten von unseren Highlights.

Messehalle in Blau angeleuchtet mit Menschen, die umhergehen
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Drei Tage volles Open-Data-Programm

Mit Vorfreude konnten wir bereits dem Programm entnehmen, dass uns an allen drei Tagen ein abwechslungsreiches Programm rund um das Themenfeld Open-Data erwartet. Dabei durften wir nicht nur interessante Einblicke mitnehmen und an anregende Diskussionen teilnehmen, sondern auch alte und neue Open-Data-Enthusiast:innen kennenlernen. Bereits am ersten Tag ist deutlich geworden: Open-Data darf ruhig mehr Platz beanspruchen, nicht nur in den physischen Diskussionsräumen, sondern auch in den inhaltlichen Diskussionen rund um Smarty City und Verwaltungsmodernisierung.

Zum Auftakt ein Blick in die Nachbarstaaten

Zu Beginn gleich ein Highlight: Auf Einladung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) gaben wir bei der DACHLI-Konferenz einen Einblick in unsere Arbeit und teilten unsere ersten Praxiserfahrungen mit Linked-Open-Data-Projekten. Die DACHLI-Konferenz steht für einen regelmäßigen länderübergreifenden Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland, Österreich, Schweiz und Lichtenstein. Interessant für uns war es zu erfahren, dass auch die Schweiz intensiv daran arbeitet Linked-Open-Data Schritt für Schritt zu etablieren. Auch der Beitrag Österreichs zur Öffnung der Parlamentsdokumentation als maschinenlesbare Daten war sehr inspirierend. In Berlin erhoffen wir uns ebenfalls eine Bereistellung der Parlamentsdokumentation als offene maschinenlesbare Daten.

Projektleiterin Lisa Stubert und Klemens Maget stellen mit dem Organigramm-Tool und den Berliner Haushaltsdaten zwei aktuelle Linked-Open-Data-Projekte vor.
Projektleiterin Lisa Stubert und Klemens Maget stellen mit dem Organigramm-Tool und den Berliner Haushaltsdaten zwei aktuelle Linked-Open-Data-Projekte vor.

Direkt im Anschluss ging es auch schon mit einem Open-Data-Barcamp weiter, organisiert und durchgeführt vom Kompetenzzentrum Open Data (CCOD). Wie bei einem Barcamp üblich, wurden zunächst die Sessions vorgestellt, anschließend konnten wir uns auf die insgesamt 4 gleichzeig stattfindenden Sessions zu Linked-Open-Data, Datenmanagement, die Rolle der Open-Data-Koordinator:innen und die Ausgestaltung eines Open-Data-Forums aufteilen. Besonders die Diskussion über ein Open-Data-Forum als Austausch- und Vernetzungsformat, das auch Bürger:innen offen stehen soll, klang vielversprechend. Wir beobachten die Entwicklungen zum Open-Data-Forum gespannt und beteiligen uns als ODIS gerne bei der konkreteren Ausgestaltung.

Die Ergebnisse der Sessions werden vorgestellt.
Die Ergebnisse der Sessions werden vorgestellt.

Kritische Rückblicke und optimistische Ausblicke beim Klassentreffen

Wie bereits im letzten Jahr, fand am zweiten Tag erneut das Open-Data-Klassentreffen statt, zu dem die Arbeitsgruppe Open Data/Open API des Branchenverbandes Bitkom einlud. Dabei machten die Impulsgeber:innen, darunter langjährige Open-Data-Experten wie Thomas Tursics oder Walter Palmetshofer deutlich, dass Open-Data zwar auf einem guten Weg ist, aber noch weitere emanzipatorische Schritte nach vorne machen und noch stärker sichtbarer werden muss. Der Bitkom stellte zudem mit dem Leitfaden “Open Data Literacy ein neues Handbuch für Open-Data-Interessierte” vor. Das Klassentreffen diente im Anschluss dann auch dem Netzwerken und bilateralen Austausch mit der Open-Data-Community.

Auch das Klassentreffen war gut besucht.
Auch das Klassentreffen war gut besucht.

Wie lösen wir das Open-Data-Dilemma?

Der dritte Tag auf der SCCON begann mit einer Panel-Diskussion. Unter dem Motto “Das Open-Data-Dilemma: Uses-Cases vs. Datenfreigabe” diskutierten auf der Bühne Vetreter:innen des BMI und des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie des Digital Services mit den beiden Moderatoren des AK OpenData/Open API des Bitkoms über die Frage, wie wir zu mehr und qualitativ besseren Daten kommen. Dabei ging es um die Frage, ob etwa konkrete Anwendungsfälle helfen, Datenbereitstellende zu motivieren, Daten freizugeben.

In der Diskussion ist deutlich geworden, dass beispielsweise gerade in kleineren ländlichen Gebieten das Verständnis für dem Mehrwert von offenen Daten größtenteils fehlt. Konkrete Anwendungsfälle, gemünzt auf spezifische Herausforderungen des ländlichen Raums wie Fachkräftemangel, Demografie oder Tourismus, könnten zur Datenbereitstellung beitragen. Problematisch, so das BMEL, sind neben den wenigen vorhandenen offenen Daten und Datenportalen aber auch, dass vielerorts Open-Data-Communities fehlen, die Civic-Tech-Projekte initiieren, um den Mehrwert offener Daten aufzuzeigen. So wird in den Kommunen oftmals Open-Data weiterhin als Mehrarbeit ohne konkrete Verbesserung der eigenen Arbeitsabläufe missverstanden. Auf Bundesebene versucht man, so berichtete das BMI, derzeit auf verschiedenen Wegen den Mehrwert von offenen Daten in den Behörden zu verankern. Datenlabore, die sukzessive in den Bundesministerien eingerichtet werden, sollen hierbei konkrete Anwendungsfälle wie Tools oder Dashboards beisteuern. Auch das bald kommende Dateninstitut soll die Aufgabe übernehmen, Anwendungsbeispiele zu entwickeln.

So wichtig und unvermeidbar diese Diskussion ist, steht für uns als ODIS fest: Die Datenfreigabe by default muss der erste Schritt sein, denn ohne Daten keine Anwendungsfälle und erst mit guten Daten kommt man auf gute Use-Cases. Open-Data muss, um langfristig erfolgreich sein, darüber hinaus aber mehr sein als eine Datengrundlage für Dashboards: Open Data bildet vielmehr die Grundlage für bessere Datenqualität, gesteigerte Datenkompetenz in der Verwaltung, eine neue Kultur des Datenteilens und kollaborativen Arbeitens und wird so zu einem wichtigen Baustein für eine moderne, datengetriebene Verwaltung, an dem kein Vorbeikommen ist.

Auf der Bühne diskutieren Expert:innen darüber, wie mehr Verwaltungen für Open Data gewonnen werden können.
Auf der Bühne diskutieren Expert:innen darüber, wie mehr Verwaltungen für Open Data gewonnen werden können.

In diese Kerbe schlägt die neue Open-Data-Strategie Berlins, die ebenfalls am dritten Konferenztag am gemeinsamen Stand der Smart City Berlin von der Senatskanzlei Berlin dem Publikum vorgestellt wurde. Die neue Open-Data-Strategie des Landes - die letzte Strategie wurde 2011 veröffentlicht - setzt neue Impulse für die Weiterentwicklung von Open Data im Land mit konkreten Maßnahmen und Zielstellungen. Mit Blick auf die oben genannte Panel-Diskussion setzt die Strategie an verschiedenen Hebeln an. Mit Anwendungsfällen für intelligente Datennutzungen für Verwaltung und Zivilgesellschaft entstehen konkrete Beispiele für den Nutzen offener Daten. Gleichzeitig legt die Strategie einen Schwerpunkt auf die Verbesserung des Datenmanagements innerhalb der Verwaltungen, zum Beispiel durch Dateninventuren oder die Förderung der Datenkompetenz durch Schulungen oder Wissensmaterialien.

Die Senatskanzlei Berlin bei der Vorstellung der neuen Open-Data-Strategie.
Die Senatskanzlei Berlin bei der Vorstellung der neuen Open-Data-Strategie.

Fazit – Nächstes Jahr mit noch mehr Raum und Zeit

Schneller als gedacht gingen die 3 Tage wie im Flug rum, gespickt mit vielen interessanten Gesprächen, Standbesuchen und Programmhighlights. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe und wünschen uns für das kommende Jahr noch mehr Zeit und Raum für wichtige Gespräche und Open-Data-Veranstaltungen.